Warum wird in der Turn-Abteilung des
TSV nicht mehr geturnt?
Mit derzeit 25 Mitgliedern ist
die Abteilung Turnen die mitgliederschwächste des Vereins. Das war
nicht immer so:
Der Verein wurde 1907 mit dem Namen „Turnerbund Ludwigsburg“ gegründet.
Das Turnen hatte also schon dem Namen nach die Hauptbedeutung. Turnen
im Sinne des Turnvaters Jahn ist Bodenturnen und Übungen an Geräten
(Barren, Reck etc) sowie das Turnen mit Handgeräten, was zu den
verwandten Bereichen der der Gymnastik überleitet. Disziplin und
Ordnung spielten eine große Rolle. Für Ballspiele, Leichtathletik und
wettkampfbetonte Sportarten eigneten sich die anderen Abteilungen des
Vereins. Deswegen nach der Neugründung 1947 auch Turn- und Sportverein.
In den ersten Jahren nach 1947
waren sofort mehrere Turnerriegen aktiv, und das „T“ vom TSV hatte noch
eine herausragende Bedeutung im Verein. Im Laufe der folgenden
Jahrzehnte änderte sich diese Bedeutung leider.
Ende der 60ziger, Anfang der
70ziger Jahre war die Mitgliederzahl der Turnabteilung altersbedingt so
stark gesunken, dass der Fortbestand der Abteilung fraglich war. Eine
echte, begeisternde Turnerpersönlichkeit, die über Jugendarbeit das
Turnen zum Weiterleben geleitet hätte, war leider nicht in Sicht. In
dieser Zeit kamen neue Mitglieder aus dem Umfeld des Freizeitsports
(Sportabzeichengruppe, Sommer-Betriebssport der Firma Unifrank) ohne
jeden turnerischen Erfahrungshintergrund in die Turnabteilung. Das
Turnprogramm Anfang der 70-ziger Jahre beinhaltete Lauf- und
Bodengymnastik, was zusammen mit der Hockeyabteilung in derselben Halle
stattfand.
Nach dem Pflichtprogramm unter der Anleitung eines alten Turners gab es
zum „Abturnen“ zur Belohnung noch Ballspiele (Basket-, Volley- und
Fußball). Diese waren bei den neuen Mitgliedern besonders beliebt und
verdrängten im Laufe der Jahre die turnerischen Leibesübungen. Diese
dienten am Anfang des 2-stündigen Übungsabends nur noch zum Aufwärmen
für den Ballsport.
Mit dem altersbedingten Weggang
des Turner-Übungsleiters und dem mehrmaligen Wechsel von Halle und
Übungsabend trat ein gewisser Schwund der Abteilungsmitglieder ein. Die
wenigen neuen Mitglieder kamen ausschließlich aus dem Bereich des
Ballsports. Mitte der 90-ziger Jahre wurde mit dem Wechsel des
Übungsabends die Übungszeit von 2 auf 1,5 Std. gekürzt. Als Konsequenz
wurden die gymnastischen Aufwärmeübungen zugunsten des Ballsports
aufgegeben.
Die wenigen, heutigen „Turner“
verstehen sich als Freizeitsportler, die je zur Hälfte
Hallen-Filz-Fußball und Volleyball spielen. Auch diese Gruppe leidet an
Altersschwund. Obwohl das Durchschnittsalter bei 60 Jahren liegt, wird
zwar zunehmend langsamer aber mit unverminderter Begeisterung und
Einsatz Ballsport betrieben.
Der TSV verfügt seit 1985 über 2 Kunstrasen-Tennisplätze, auf denen
alle TSV-Mitglieder spielen dürfen. Da die Turnabteilung den
günstigsten Jahresbeitrag hat, sind alle Tennisspieler Mitglieder
dieser Abteilung, ohne echte Turner zu sein. Sie stellen etwa die
zweite Hälfte der Ballsportler der Turnabteilung.
Bis eventuell ein echter,
mitreißender Turner, das Turnen im ursprünglichem Sinn, beim TSV zu
neuem Leben erweckt, schläft hier das Turnen einen tiefen
Dornröschenschlaf.
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